Kirchenräume als Begegnungsorte der Zukunft?
In Städten wie auch auf dem Land sind Gottesdienste immer schlechter besucht und die Mitgliederzahlen der Kirchengemeinden sinken. Ein wichtiger Punkt ist hierbei auch die Nutzung der Kirchen und Gemeindehäuser. Wie können diese imposanten Gebäude zu neuem Leben erweckt werden und wieder ins Zentrum des gesellschaftlichen Geschehens rücken?
“Was will Kirche künftig für Menschen sein?”, fragt Hanna-Lena Neuser, Direktorin der Evangelischen Akademie Frankfurt.
Ein wichtiger Ansatzpunkt zeige sich darin, Gemeinden zu ermuntern, auf Dritte zuzugehen. Menschen, die mit Kirche zunächst einmal nichts oder nur wenig zu tun haben, können eher befreit über die Möglichkeiten dieser Räume nachdenken. Die weitere Nutzung dieser Orte für Gottesdienste und Gemeindeleben ist dabei keineswegs ausgeschlossen, vielmehr soll ein Ort für gesellschaftliches Zusammenkommen entstehen. Gerade Studierende können hierzu neue Impulse und Anreize bieten, wie dieses Projekt des Fachbereichs Architektur der Hochschule Darmstadt zeigt. Das Projekt war eingebunden in eine Kooperation mit der Evangelischen Akademie und des BDA Hessen, in dessen Rahmen u.a. eine Fachtagung die Perspektiven auf das Thema weiteten.
In einer Radtour in und um Frankfurt herum erkundeten Prof. Lars Uwe Bleher und Katharina Körber, Lehrbeauftragte für besondere Aufgaben, mit ihren Studierenden zunächst einmal verschiedene, teilweise umgenutzte oder teilweise rückgebaute Kirchengebäude und deren Umgebungen. Der Fokus der Aufgabe wurde dann auf die Katholische Kirche St. Michael in Frankfurt-Sossenheim, aus den 1960ern mit knapp 1.600 qm, sowie die wenige hundert Meter entfernte evangelische Kirche der Regenbogengemeinde, von 1898 mit ca. 300 qm, gelegt. Zwei recht unterschiedliche Kirchen, die durch ihre geografische Nähe jedoch auch Potenziale für den Stadtraum dazwischen bilden.
In den Arbeiten der Studierenden zeigen sich mutige Ansätze, mit denen die Gebäude zu einer Art neuen Ortsmitte werden. Im Innenraum sind nur noch kleine Bereiche fest für klassisch sakrale Nutzungen vorgesehen. Bei größerem Bedarf können diese in flexiblere Räume ausweichen, die jedoch auch Möglichkeiten für Konzerte, Flohmärkte oder Wochenmärkte bieten, während im Außenraum eine Belebung mit Gastronomie, Open-Air-Veranstaltungen und Sportmöglichkeiten vorgesehen ist.
Wie sich in den Entwürfen, die in der Evangelischen Akademie Frankfurt präsentiert wurden, zeigt, sollen Begegnungsorte geschaffen werden, die auch Menschen ohne kirchlichen Bezug anziehen.
Neben einer kleinen Ausstellung im Schauraum am Campus der Hochschule in Darmstadt im Wintersemester 2023/24 wurden die Arbeiten zudem im Februar 2024 im Stadtteil Sossenheim selbst ausgestellt, um auch die Menschen direkt vor Ort zu Diskussionen und zum Nachdenken anzuregen.
Artikel zur Ausstellung: Anreize und Denkanstöße für Nutzung der kirchlichen Gebäude – Die Ausstellung “Metamorphose” (Frankfurter Wochenblatt)